Tag1: nun ist er da, der langersehnte Kurantritt. Immerhin hat man ja eine ganze Zeit darauf gewartet. In der Hoffnung, seine Gesundheit zu stärken und seine etwas in Mitleidenschaft gezogenen Gebeine wieder auf Vordermann zu bringen, nimmt man eine dreiwöchige Trennung von Heim und Herd mitsamt den dazugehörigen liebgewonnenen Menschen in Kauf.
Nachdem das Einchecken in den neuen vier Wänden vollzogen ist, der Hund seinen Platz bezogen und jedes heimische Mitbringsel einen Place-to-be gefunden hat, begibt man sich voller Spannung zum Stelldichein mit den Mitkurenden.
Ganz wahllos wird man an den Essensplätzen zusammen gewürfelt und der oder die TischnachbarIn wird innerhalb kurzer Zeit zum wertvollen Ansprechpartner, mit dem man doch zumindest gesundheitlich so viele Gemeinsamkeiten hat.
Es ist eine Interessensgemeinschaft: jeder will das gleiche. Nämlich Besserung seines aktuellen Allgemeinzustand!

Notiz an mich selber: pflege deinen Körper, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.

Fortsetzung folgt…

Tag2: nachdem man sich in seinem neuen Heim bereits gemütlich eingerichtet hat, die Tischdamen die neuen Vertrauten sind und man die Vollwertkost euphorisch in sein neues Leben integriert hat, gilt es, sich an das tägliche Morgenritual des Hotels zu gewöhnen.
Zwischen sechs und halb sieben Uhr früh dreht sich der Schlüssel im Schloß einmal leise um sich selbst und öffnet der „FeemitdemTee“ Tür und Tor in die gesunden und heiligen vier Wände.
Einer der guten Geister des Hauses serviert hier einen frischen heißen Nierentee ans Bett. Man muss nicht mal seine Augen dazu öffnen, denn sobald man das getan hat, ist dieser(der gute Geist) schon wieder verschwunden. So leise wie er(der gute Geist) gekommen war.
Dieser Brauch wurde vor 44 Jahren eingeführt und beibehalten. „Immerhin soll man schon das Gefühl des Kurens erleben“, so der Hotelchef.
Das einzige Mittel zur Abschreckung der Teezufuhr ist die Anwesenheit eines Hundes!
In diesem Fall wird die Teekanne vor der Tür abgestellt und die Teefee verschwindet unbemerkt durch die heimeligen Hotelgänge.

Frage an mich selber: warum muss Tee ziehen, während Kaffee sich setzen darf??

Fortsetzung folgt…

Tag3: Am dritten Tag deines „neuen Lebens“ bemerkst du bereits erste Veränderungen an dir. Dein Körper schmerzt an Stellen, die schon länger kein Lebenszeichen von sich gegeben haben. Ist das die neue ungewohnte Liegestätte oder die vermehrte Bewegung, oder gar die manuellen „Streicheleinheiten“ der kompetenten Therapeuten? Man weiss es nicht genau, lässt sich aber auf das Abenteuer „Körper kennen lernen und neu ausrichten“ weiter ein, man soll ja schließlich neugierig bleiben.
Die Lust an Bewegung wird durch das angenehme steirische Klima zusätzlich positiv verstärkt und man lässt sich auch durch den(vom Schmerz verursachten) erschwerten Rechts- Linksblick beim Walken nicht abhalten, mindestens zwei Stunden Frischluft zu inhalieren.
Das einzige das einem das Weitwandern verpfuschen könnte wäre deine neue, in Gang gebrachte Verdauung.
Frage an mich selbst: ist das dann Kurpfuscherei??
Aber man ist zum Glück damit nicht allein, denn auch die übrigen Kurgäste sprechen offen über ihre beschleunigte Digestion?
Ein weiterer Vorteil einer Interessengemeinschaft!

Notiz an mich selbst: leer werden, um sich neu zu füllen! *machtsichaufzummittagessen*

Tag4

…oder: „Turne bis zur Urne“.  ‚These bones are made for walking‘, sicher, immerhin nennt sich unser Körper ja auch BEWEGUNGsapparat.
Frage an mich: warum leben dann Faultier, Panda und Co auch relativ lange, vermutlich ziemlich stresslos und dementsprechend gesund??
Nun, der Mensch hat Gründe fürs Bewegen – und dagegen?.
Gründe dafür können sein: gesundheitliche, soziale, berufliche, psychische oder ganz einfach ein Hund.
Gründe dagegen: das Wetter, die Befindlichkeit, der Haarbruch, der verformte Zehennagel oder ganz einfach die Couch die dich verschluckt hat.
Während man sich hier also zumindest um seine inneren Vorgänge nicht kümmern muss, kostet die tägliche Portion Zusatzbewegung neben den verschriebenen Anwendungen manchmal ganz schön an Überwindung. Wenn du es aber dennoch geschafft hast, strotzt du vor Stolz und nimmst die schmerzenden Gebeine dafür in Kauf! Im Gegenzug bekommst du angenehme Wickel, Bäder oder Massagen um alles erträglicher zu machen.
Wer jetzt allerdings glaubt, dass die hier handanlegenden Therapeuten vor Pein gefeit sind, der irrt. Dem aufmerksamen Kurgast entgehen die leidvollen Schilderungen der mobilen Fachkräfte hinter vorgehaltener Hand nicht, und so manch Bewegung jener welcher wird auch in Schonhaltung ausgeführt. Das beruhigt die eigenen schmerzenden Glieder zumindest ein wenig und man hat das Gefühl nicht gänzlich alles falsch gemacht zu haben…

Notiz an mich selber: jammern verbrennt sicher auch Kalorien?

Fortsetzung folgt…

Tag5

…oder der Kampf mit dem Mampf.

nachdem die erste Woche schon wieder langsam im Fertigwerden ist, stellt sich an unserem Tisch täglich die Frage: „Was habe ich gestern zu essen bestellt?“ und: „Hab ich heute darauf Lust?“
Neben der täglichen morgendlichen Teelieferung zählt auch das Aussuchen der Speisen für den Folgetag zu den kurhäuslichen Ritualen. Was schier unmöglich scheint ist dennoch machbar und wir schaffen es beim Mittagessen, die Menüfolge für den nächsten Tag auszuwählen.
Sich was auszusuchen ist das eine. Doch es sich über Nacht zu merken, das andere. Abgelenkt durch die vielen Behandlungen, Bewegungseinheiten, Vorträge und Gespräche mit Mitkurenden, gerät auch der Denkmuskel ganz schön ins Schwitzen?
Frage: ist das dann Gehirnjogging?
Zum Glück gibt es am Tag X den Speiseplan am Tisch und der wird unzählige Male herumgereicht, weil die Erinnerung, kurz nach dem Lesen, ans Ausgewählte sogleich wieder verblasst ist.
Da Humor ja bekanntlich der Regenschirm der Weisen ist, können wir darüber herzhaft lachen und das erheitert auch die übrigen Kurgäste. Vermutlich ergeht es denen nicht anders als uns.

Notiz: gutes Essen lässt sowieso alle Sorgen vergessen!

Fortsetzung folgt…

Tag6

…Entspannung AHEU!

während sich die erste Gesundheitsheilverfahrenwoche dem Ende zuneigt, schreit der vom Leben in Mitleidenschaft gezogene Bewegungsapparat täglich lauter um Hilfe und Gnade!
Schulter- und Halswirbelbereich haben sich weitgehend zurückgezogen und warten nun in sich kauernd und völlig verzwickt auf die nächste medizinische und fachkundige Berührung.
Wer nicht gerade an Heu-, Gräser- und Pollenallergien leidet, findet wohltuende Linderung in einem Heusackbad.
Frage: bekommt man dort Heuschnupfen??
Doch Spaß beiseite: das aalen in den warmen Kräutern bringt die leicht angegriffene Wirbelsäule wieder in die korrekte Position und erleichtert die weiteren Wege durch das Gesundheitshotel auf der Suche nach dem nächsten Termin, der auf dem Kur Plan „abgearbeitet“ werden muss.
Auch hier sitzen alle im selben Boot, jeder versucht, pünktlich und korrekt gekleidet im richtigen Raum zu sein, um vom Therapeuten abgeholt werden zu können.
Ohne Kur Plan sieht man hier niemanden. Zu groß das Risiko eines Terminversäumnis und die folgenschweren daraus resultierenden Konsequenzen. Es ist ein geschätztes und gut gehütetes Geschenk, seinen Berufs- und Lebensalltag zu unterbrechen und sich „ausKURieren“ zu dürfen.
Und dann, wenn alle Termine beendet sind, bzw Pause herrscht, dann trifft man sich wieder im Hotelbauch und der Kampf mit dem Mampf beginnt von Neuem.

Notiz: hier haben die besten Ärzte angeHEUert: die Bewegung, die frische Luft, die gesunde Ernährung, die Zeit und die Entspannung!

…Fortsetzung folgt…

Tag7

…Fango corrupti

mit der Entspannung verhält es sich ja wie mit dem Alkohol: Wenn du es nicht kannst, dann lass es.
Entspannen können, Los-lassen können muss in unserer hektischen Zeit also auch gelernt werden. Zum Glück gibt es mittlerweile viele verschiedene Entspannungstechniken und -Methoden, die richtige für sich selbst zu finden, ist das Schwierige an der Sache.
Unter anderem gibt es hier Vorort die Möglichkeit, den wehen Leib, wie schon erwähnt, in Heu zu packen, um ihm Linderung zu verschaffen, aber auch, ihm eine heiße Tracht Fango zu verpassen.
Fango ist eine Art Heilschlamm vulkanischen Ursprungs und wirkt als Packung oder Bad heilend. Dazu sollte man allerdings erwähnen, dass dieses Schlammbad ziemlich warm bzw fast heiß serviert wird, das verschafft ein erstes, etwas unangenehmes Gefühl. Dazu kommt noch, dass man bei der Behandlung eine fast vollständige Körperbeschmutzung in Kauf nehmen muss.
Der Therapeut, der in den hoteleigenen Katakomben über seinem schlammigen Schatz wacht, hat nicht viele Worte übrig für den Patienten, er will lediglich seine Pflicht erfüllen und dem körperlichen Schmerz der Hilfesuchenden ein Ende bereiten.
Nach halbstündlichem Schlammbad, welches durch leise Entspannungsmusik untermalt ist, wird man aus dem Dämmerschlaf gerissen und mit einem Wasserstrahl vom Schlickmantel befreit. Prinzessinnen müssen dabei auch nasses Haar in Kauf nehmen?doch was tut man nicht alles, um wieder fit zu werden?

Notiz: …und wenn dir der Schlamm bis zum Hals steht, bist du vielleicht einfach nur kleiner als die anderen.

Fortsetzung folgt…

Tag8

Week Enders

Wenn die Woche beendet ist und man selbst, und die lieben Mitkurenden, ohne Therapieplan durchs Haus schlendert, dann ist das Wochenende ins Kurhaus eingezogen.
Im Laufe der folgenden Tage mischen sich dann immer mehr neue unter die bekannten Gesichter und der kurerfahrene Gast weiß, dass das die Besucher der Mitkurenden sind.
Aus dem ursprünglich gebuchten Einzelzimmer wird wie durch Zauberei ein Doppelbettzimmer. Es stimmt also: wer etwas will, findet immer einen Weg?.
Genauso funktioniert das mit den veränderten Plätzen zu den Essenszeiten beim Kampf mit dem Mampf. Die vertrauten TischgenossInnen werden für die Zeit des Besuchs verlassen und ein lauschiger Zweiertisch darf einem zu eigen genannt werden. Auch hier stellt sich die Frage, wie die guten Hausgeister das bewerkstelligen?.
Die kurze gemeinsame Zeit ist kostbar und wird bewusst genutzt. Möglichkeiten gibt es ja zum Glück einige, sei es im hoteleigenen Wellnessbereich, im Kaffeehaus oder auf den unendlich weiten Spazierwegen rund um die Bettenburg.
Wie es nun mal so ist, verrinnt die Zeit während angenehmer Zeitvertreibe immer besonders schnell und so rückt das Abschied nehmen immer näher. Tick. Tack. Tick. Tack.??
Selbst wenn man davon ausgeht, den lieben Besuch bald wieder zu sehen, ist das Auseinandergehen nie wirklich angenehm und wird hinausgezögert, so lang es geht. Die Hoffnung bleibt, dass es am nächsten Wochenende ein erneutes Wiedersehen gibt.

Notiz: Verabschieden heißt aber auch, sich auf eine neue Begegnung freuen zu können.

Fortsetzung folgt…

Tag9

Der Wahn mit dem Plan

Seit dem Tag der Ankunft ist der individuell zusammen gestellte Kurplan der ständige treue Begleiter aller Kurenden.
Niemals wird man hier jemanden ohne sehen, denn keiner traut sich ohne ihn aus dem Zimmer?.
Auf dem Stück Papier befinden sich lebenserhaltende Maßnahmen der folgenden drei Wochen und da jeder hier nicht nur ÜBERleben, sondern gut leben und den künftig gesunden Alltag ERleben will, wird man das Zurücklassen des heiligen Dokument tunlichst vermeiden.
Bereits am Frühstückstisch werden die beschriebenen Informationen ausgetauscht, verglichen und wenn möglich aufeinander abgestimmt, der Tagesablauf geplant und sich über eventuelle gemeinsame Aktivitäten gefreut.
Und wieder streift der Blick erneut über das bedruckte Stück, sobald man es beiseite gelegt hat-> es erinnert an den Kampf mit dem Mampf!
Da studiert man stundenlang den Planablauf und kaum hat man ihn beiseite gelegt, kurzen Smalltalk geführt, gegessen oder eine Aktivität genossen, ist jegliche Erinnerung an kurz zuvor Gelesenes in einer wagen Erinnerung verblasst. Also nimmt man den Plan wieder zur Hand und beginnt von Neuem mit dem Studium.
Doch zum Glück geht es scheinbar allen so, denn die Körperhaltung und die verräterischen Blicke auf den Kurplan verraten die Interessensgemeinschaftler.
Und dann, wenn um 16 Uhr die letzte Behandlung oder Aktivität beendet ist, dann legt man seinen Kurfahrplan zur Seite und hat seine Hände frei für: eine Tasse Tee, Fenchelsamen, Mariendistelkörner oder das experimentelle Trommeln, denn morgen ist er wieder an deiner Seite, dein papierhafter KurSchatten?.
Notiz: Müssen macht müde, Wollen macht wach. (Andreas Winter)

Tag10

Wasser marsch!
Wenn jedem das Wasser bis zum Halse steht…hat man vermutlich gerade Wassergymnastik?.
Eine der begehrteren, weil angenehmen Verordnungen ist die heilsame Wassergymnastik. In kleiner Runde versammeln sich alle Zugeteilten im sympathisch warmen Wasser und starren aufmerksam auf den oder die VorturnerIn am Beckenrand.
Manchmal zur Musik, manchmal zum Wasserrauschen, werden körperformende, rückenstärkende und gelenksschonende Trockenübungen vorgezeigt, und vom im-Wasser-Stehenden versucht, nachzumachen. Die kleineren Menschen unter den Tuenden sichern sich sofort nach dem Pooleinstieg ein Plätzchen im seichteren Bereich, während die großen überall stehen können.
Fast wie beim Bundesheer hallen die messerscharfen Anweisungen durch die Poolanlage und jeder versucht sich irgendwie über Wasser zu halten. Schwierig wird es dann mit diversen Kleinutensilien wie Wassergewichten oder
-nudeln, die die Übungen erschweren sollen. So manch Wasserratte hat ganz schön mit seiner Nudel zu kämpfen, weil diese einfach nicht gehorchen und sich auf- und unter dem Wasser verselbstständigen will. Doch wer schon an Muskeln zugelegt hat Buy Scabo Stromectol , der schafft es dann doch, sein „Teil“ in die korrekte Übungsposition zu drücken? und die Bewegung sorgfältig auszuführen.
Leider bekommt man dafür keine Punkte und auch keinen Applaus, es sei denn das Händeklatschen ist Teil einer Unterwasserübung.
Man ist also großteils mit seiner Nudel auf sich selbst gestellt und schafft irgendwie die vorgegebenen 25 Minuten,
um die begehrte Therapeutensignatur auf dem Wahnplan erhalten zu können.
Und wenn der Applaus über Wasser ertönt, dann weiß man, dass die Gymnastik beendet ist und der nächste Kurs besucht werden muss. Also auf ins Zimmer und rein in ein neues, adäquates Outfit.
Fortsetzung folgt…
ERKENNTNIS: auch stille Wasser sind nass!

Tag11

Abspecken an den Stecken

Wenn sich um 8:30 Uhr morgens viele Leute an der Kurhotelrezeption treffen, dann kann das nur zwei Gründe haben: entweder ist Abreisetag oder man ist zum Gruppenwalking eingeteilt.
Zwischen herumschwingenden Stöcken werden Pläne gecheckt, die Hauben und Handschuhe übergezogen und ein möglicher letzter Toilettengang überlegt.
Meist kann man sich zwischen einer gemütlicheren- und einer Turbogruppe entscheiden. Es sei denn der Wahnplan kennt den Fitnesszustand des Besitzers und bestimmt die jeweilige Gruppenzugehörigkeit. Dann muss man in die vorgeschriebene Gruppe. Ob man sich bereit dazu fühlt oder nicht. ?
Und dann wartet man auf den Fitnessguru, der die Gruppe anführen wird. Der große Vorteil dieser geführten Gemeinschaftsaktivität ist die Tatsache, dass man durch den oder die ortskundige AnführerIn die Gegend besser kennen lernt und dann für sich, die Runden in der Umgebung ziehen kann.
Und dann startet man los! Die schnellen unter den Stockgehern setzen sich bald in Führung, während die langsameren im hinteren Drittel verbleiben. Der zurück
zulegende Weg ist dennoch für alle gleich lang. Egal ob man vorne oder hinten geht. Diese Erkenntnis nimmt enorm viel vom Zwang, bei den Schnellgehern sein zu wollen.
Bei Weggabelungen müssen auch die Flottwalker einen Zwischenstopp einlegen und beim Trainer nach dem weiteren Weg fragen, also wird „zusammen gewartet“. Das Gänsefüßchen musste jetzt sein, da die einzigen, die sich eine Pause ergattern können, die Vordersten sind. Kaum ist der letzte angekommen, starten die ersten wieder los…dieses Phänomen kann bei allen Gemeinschaftssportarten beobachtet werden, auch sehr beliebt beim Skifahren. Der erste fährt erholt weiter, sobald der letzte beim Pausenstützpunkt angekommen ist *kopfschüttel*.
Beim Kurwalking ist es völlig egal, welche Wetterbedingungen herrschen, das morgendliche Gehprogramm ist ein Fixpunkt im Tagesablauf. Wie heißt es? Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.
Einer der Nachteile, bei kaltem Wetter zu walken, ist das häufige Nase-putzen-müssen. Ständig sieht man jemanden mit den Stöcken herumhanteln, in den Taschen wühlen und Tuch anlegen. Und kaum denkt man, man kann wieder frei durchatmen, „ists schon wieder zum schnäuzen“ ?.
Nach 60 Minuten per pedes zurück gelegter Zeit kommt man durchtrainerter und mindestens 200g leichter zurück und fühlt sich zwar durchgefroren, aber auch stärker.
Vergessen sind eventuelle Schmerzen, unzählig benutzte Taschentücher und schlechtes Wetter. Der Schrittzähler ist nun ganz nah am täglichen Schrittesoll und den Rest schafft man sowieso locker beim Herumirren in den Kurräumen auf der Suche nach der nächsten Anwendung.
ERKENNTNIS: der Weg vom Bett zur Teetasse zählt noch nicht zur Walkingrunde .

Tag15 Kur interruptus
Wenn man bereits zwei Drittel von seinem gesunden neuen Leben absolviert hat, beginnt sich etwas zu verändern. Die basische Lebensweise ist zu einer Einstellung geworden- ok man hat hier auch keine andere Möglichkeit- aber das Vorhaben, die neue Sichtweise ins alte Leben zu integrieren, eine Tatsache!
Nach zwei Wochen Bettgeflüster, Teefee?‍♀️ erwarten, Vollwertkost, Vorträgen lauschen und permanenter Bewegung, ist es mal an der Zeit, kurz an die frische Luft zu gehen, den Kopf aus der Base zu ziehen und ein wenig sauer zu werden. Es muss ja nicht gleich ein Bad in Batteriesäure sein, aber ein Schlückchen Ethanol hat noch keinem geschadet?.
In der Umgebung gibt es zahlreiche Möglichkeiten und Angebote, sich am Geschmack und Duft der vergorenen Trauben zu erfreuen und dementsprechend wird der Ausgang geplant. Und diesmal kann das Bett rufen, so laut es will. Es gibt Dinge, die muss man nicht hören!
Wer seinen treuesten Gefährten(nicht der Ehepartner sondern der Hund) mit hat, hat zumindest einen guten Grund, eine frühe Heimreise anzutreten, bevor der Geist aus der Flasche zu sehr in den Kopf und in die Glieder fahren würde.
Mit diesem Wissen startet also der mittlerweile erprobte Kurgast in den noch jungen Abend auf der Suche nach einer geeigneten Tränke. Natürlich in illustrer Runde, denn der Mensch ist nicht fürs Alleinsein gemacht, und so wird er auch bald fündig.
Die Gespräche handeln natürlich hauptsächlich von Gesundheit und/oder Krankheit, vom Gefallen oder Nichtgefallen der Kur, der Therapeuten und des Essens und es ist interessant, die verschiedenen Sichtweisen auf ein- und dasselbe Thema zu erfahren.
Wenn dann das erste Gläschen geleert ist, würde sich ein edler Spender für ein weiteres finden, doch man ist vernünftig und kehrt dem „sauren Leben“ den disziplinierten und mittlerweile durchtrainierten Rücken und tritt die Heimreise NATÜRLICH per pedes an. Jede zusätzlich zugeführte Kalorie muss wieder verbrannt werden?‍♀️.
Und wenn du dann in deinem basischen Zimmer bist, und im Fernsehen ein basischer Film(alles ohne Aufregungen) läuft, dann weisst du dass du wieder dort bist wo du sein willst.

ERKENNTNIS: ein Leben ohne Wein ist möglich, aber langweilig?.

Tag20: KurEnde
Da ist sie nun, die ersehnte und auch befürchtete Zeit des KurEnde. Man hat ca 60 Behandlungen genossen, war aktiv und vor allem diszipliniert. In allen Belangen. Hat die basenüberschüssige (Vollwert)Kost (fast) lieben gelernt und die Teefee wurde zum morgendlichen Fixstern der letzten drei Wochen.
Die Tischnachbarinnen entwickelten sich zur Kurfamilie, mit der man Verdauungsthemen, Wassereinlagerungen, Hautirritationen, veränderte Sichtweisen, Mitkurende, basische Lebensweisen und lustige Momente geteilt und besprochen hat.
Die Damen und Herren im Restaurantbereich übernahmen die wichtige Zufuhr der lebenserhaltenden lukullischen Maßnahmen und achteten akribisch darauf, dass jeder gut versorgt war. Und selbst der Küchenchef war für „besondere Sonderwünsche“ an bestimmten Tischen offen.
So manch Therapeut fungierte hie und da als Grabstein für diverse körperliche und/oder seelische Wehwechen und verabreichte imaginäre und echte (Trost)Pflaster. Ihre angewandten Körpergüsse und -wickel konnten zwar keine Wunder bewirken, doch so manch Hautunebenheit verschwand nach der Auflegung wie durch Zauberhand??.
In der Kraft- und Ausdauersportkammer wurde literweise Schweiß hinterlassen, das Desinfektionsmittel benutzt wie das tägliche Deodorant.
Manch Physiotherapeut schaffte es in seinen Stunden, längst vergessene Muskeln herauszuarbeiten und zu dehnen und das „Faszientraining“ wurde zum neuen „Kurwort“. Es soll hier Menschen gegeben haben, die grün und blau gefärbt aus so einem Training kamen, rechtzeitig zur Osterzeit!
Die Badeoase wurde zur beliebten und ersehnten Chilloutzone nach den Therapien, und so manch lustiges Grüppchen sorgte für zusätzlichen Spaß durch das Tragen von Duschhauben im Indoorbereich. An dieser Stelle sei der eine oder andere (zu laute) Lachkrampf ent-spannter KurgästInnen zu entschuldigen, aber Lachen ist nun mal die beste Medizin.
Der Wahn mit dem Plan hielt bis zum Schluss, kaum zu glauben dass durch das ständige daraufschauen niemand ein Schleudertrauma erlitten hat?.
Den Damen und Herren an der Rezeption sei gedankt für ihr ständig offenes Ohr sämtlicher Anliegen der Kurgäste, viel hatten sie mit den Kurenden zu tun um deren wichtige Fragen zu beantworten und sich um deren Wohlergehen zu kümmern. Egal ob ein zweiter Polster den wichtigen Schlaf verbessern konnte oder der Stöpsel im Waschbecken fehlte, Hilfe war sofort zur Stelle.
Zurückblickend lässt sich sagen, dass diese drei Gesundheitswochen des Ausstiegs wesentlich zur Genesung bzw. Wiederherstellung seiner geistigen, seelischen und körperlichen Gesundheit beitragen KÖNNEN, wenn man sie ERNST NIMMT und nachhaltig zumindest kleine Rädchen im Lebenskreis verändert.
Ich bin ziemlich sicher, dass die Mehrheit der Kurgäste mit ganz vielen schönen Erinnerungen und neuen Erkenntnissen nach Hause fährt und nur die besten Vorsätze hat. Mögen sie so lang als möglich anhalten!

ERKENNTNIS: gute Zeiten
+ verrückte Menschen
= schöne Erinnerungen