Schiff Schaukel.

Es gibt Morgen, in die die ganze Welt hinein zu passen scheint. So einen Morgen kann man nutzen, und auf eine Schiffsreise gehen. Wenn man möchte. Was einfach klingt, ist jedoch zum Teil mit Strapazen verbunden. Zumindest wenn man keinen europäischen Abfahrtshafen auswählt. Jede Reise beginnt mit Warten. Zunächst mit Warten auf den Reisebeginn. Oft bucht man schon sehr lange zuvor, dann ist das Warten umso länger, die Vorfreude allerdings auch. Tritt man dann endlich seine Reise an, wartet man entweder auf das Taxi, den Zug oder das Flugzeug. Sitzt man dann endlich im Transportmittel, wartet man darauf, dass dieses einen zum Reiseziel bringt. Das kann mitunter viele, viele Stunden, ja sogar Tage dauern, je nachdem, WO sich das Ziel befindet. Ist man dann am Ziel, wartet man auf sein Gepäck, das hoffentlich mitgereist ist. Falls Sie sich jetzt fragen, warum es denn anders sein sollte, lassen Sie mich aus eigener, trauriger Erfahrung behaupten, dass es weder sicher noch selbstverständlich ist, den Koffer zu erwarten, sondern Glück! Wir gehen also davon aus, dass alle Reiseteilnehmer, inklusive Gepäck, am Zielort eingetroffen sind, dann beginnt eigentlich erst der echte Urlaub, die freie Zeit. In den letzten Jahren erlebe ich immer mehr, die eingangs erwähnte Kreuzfahrt als bevorzugte Reiseart. Man sieht viel, kommt viel herum und hat trotzdem seinen gewohnten Wohnluxus. Daheim bin ich da, wo ich mein Glätteisen anstecken kann. Aber im Ernst: bei einer Schiffsreise hat man wirklich alles, was man braucht und noch vieles mehr, man lebt während des Urlaubs in einer schwimmenden Stadt. Dutzende Restaurants, Freizeitangebote, Einkaufsmöglichkeiten, Theater, Casino und vieles mehr laden zum entspannten Reisen ein. Man glaubt ja nicht, wo in den abgelegensten Ecken des Schiffs sich Menschen herumtreiben, denn ständig gibt es Beschäftigung. Auch Sport, Schönheit und Entspannung gilt es jederzeit an Bord zu nutzen. Und wenn man dann mal das Schiff verlassen will, steigt man im nächsten Hafen aus und erkundet dort Land und Leute. Es ist wirklich ein Vergnügen, auf diese Art zu reisen. Ich bin jedes Mal fasziniert von der logistischen Meisterleistung, die hinter so einer Kreuzfahrt steht, den tausend Händen, die Großes vollbringen und den Passagieren jeden erfüllbaren Wunsch von den Augen ablesen. Auch die Organisation der Ausflüge, das Ein- und Auschecken, die Abendangebote, die künstlerischen Attraktionen, die Stars, die teilweise auf diesen Kreuzfahrten dabei sind und auftreten, es ist wirklich so gut wie an alles gedacht. Vermutlich wird es jetzt Leute geben, für die wäre genau dieses Reisen der komplette Alptraum und nicht vorstellbar, auch verständlich, nur wer kein Abenteurer ist und so viel wie möglich in relativ kurzer Zeit sehen will, der kann sich ja diese Form des Reisens überlegen und auf seine „Werd-ich-vielleicht-mal-do-liste“ schreiben. Der einzige Grund, warum Sie lieber nicht an Bord gehen sollten, ist, wenn sie seekrank werden sollten. Denn dann wird das keine „Kreuzfahrt ins Glück“, sondern ein Höllentrip auf Wellen.

Sie sehen schon, mich hat das Kreuzfahrtfieber gepackt und gegen diese Krankheit braucht es keine Medikamente.

Sun of Jamaica

Wenn man sich für eine Reise auf dem Meer entscheidet, hat man die Möglichkeit, vieleverschiedene Häfen inklusive der dazugehörigen Länder zu befahren und zu erkunden.Dies kann man einerseits auf eigene Faust oder durch organisierte Ausflüge tun. Auf keineandere Art und Weise kann man den Wohnluxus einer schwimmenden Stadt UND daskosmopolitische Reiseleben so gezielt vereinen wie bei dieser Urlaubsweise. Das ist einer derGründe, warum ich Kreuzfahren mittlerweile so liebe. Du steigst in einem Hafen der Welt ein undwährend du an deinem Kopfkissen lauschst, fährst du bereits im nächsten Hafen wieder ein. Dafür nimmst du das zeitige Aufstehen gerne in Kauf. So wie für den Besuch auf der Insel Jamaika, genauer gesagt in Ochos Rios, was „die AchtFlüsse“ bedeutet. Jamaika hat insgesamt 120 Flüsse, mit guter Wasserqualität, Schiffe holensich von hier ihr Trinkwasser. Die regelmäßigen Niederschläge verschaffen der drittgrößtenInsel der Karibik eine üppige, grüne Vegetation, man hat das Gefühl, vor einer „grünen Wand“ zustehen. Keine Überraschung also, dass Filme wie „die blaue Lagune“ oder „Cocktail“ hier ohnenötige Requisiten gedreht wurden. Obwohl Jamaika zu den dritte-Welt-Ländern zählt, gibt es hier Müllabfuhr und das Land wirkt zumindest relativ sauber. Wussten Sie, dass Erol Flynn, bekannt aus Degen- und Piratenfilmen hier eine kleine Insel sein Eigentum nennen durfte, genauso wie Schriftsteller, darunter der Erfinder der „James Bond“Filme? Das Haus des Autors hieß übrigens „Golden eye“, was einiges erklärt. Wer hierher in den östlichen Teil der Trauminsel kommt, der entscheidet sich vermutlich bewusst GEGEN den Massentourismus. Den sucht man hier, im niederschlagsreicheren Gebiet nämlich vergeblich. Sollten Sie jemals hierher reisen, besuchen Sie bitte das Kleinod „Frenchman’s Cove“, ein wahrer Augenschmaus und „Optic place“. Hier fließt ein Fluss direkt ins türkisfarbene Meer, umgeben von Magroven, Lianen und schreienden Vögeln, inklusive klarer Sicht aufs weite Meer und den Horizont. Ich versichere Ihnen, Sie werden dieses Fleckchen Erde nie mehr vergessen. Es lohnt sich wirklich, von ausgetretenen Pfaden zu weichen und (fast) eigene Wege zu gehen, ungeahnte Paradiese warten auf uns, abseits der gängigen Ausflugsziele.

Notiz: überprüfen Sie beim Verlassen der Insel ihr Handgepäck, es könnte sein, dass Sie ihr Herzzurückgelassen haben.

Mo Bay/Jamaica

Ein weiterer Zielhafen in Jamaica könnte Montego Bay, kurz: Mo Bay, sein, mit einem möglichen Besuch in Negril. Während man im Osten der Insel eher vergeblich nach Touristenkollegen sucht, ist man hier als Fremder nicht allein. Der Süden des Landes ist ein begehrtes Urlaubsziel: wetterstabiler, sauberer und für die ausländischen Besucher optisch fein zurecht gemacht. Was die Bewohner des Landes ausmacht, ist ihre positive Lebenseinstellung, ihr Frohmut und das „easy going“. Niemand stresst sich hier und das Motto lautet: „soon coming“. Natürlich hat auch Jamaika, so wie alle anderen Länder auch, Probleme, die es zu lösen gilt, doch ob diese in zehn Minuten, zehn Stunden oder zehn Jahren gelöst werden, ist nicht wichtig. Regen gibt es hier nicht, nur „liquid sunshine“, wie der tägliche Niederschlag genannt wird. Zu sehr schätzen ihn die Einheimischen als letztendlich wertvollen Nahrungsspender. Die Nationalfarben der Insel sind die Farben Schwarz für Jamaikas Sklavenvergangenheit, Grün für die Natur und Gelb für den Sonnenschein. In den Jamaikanern vereinen sich so gut wie alle Völker der Erde und jeder hat etwas zurück gelassen. Seien es einzelne Begriffe aus Deutschland, das Curry und das Gansha(Marihuana) aus Indien oder die scharfen Gewürze aus Afrika. So gesehen ist in Jamaika fast die ganze Welt vereint. Vielleicht findet man deshalb hierso viele Frohnaturen. Oder es liegt am Übermaß an Vitamin D. Das Nationalgericht ist das legende „Jerk“. Scharf gewürztes, gegrilltes Fleisch. Jerk Chicken sollte man hier auf jeden Fall probieren. Witzigerweise raucht hier ein Großteil der Menschen, obwohl Zigaretten sehr teuer sind, ein Päckchen kostet mittlerweile zehn US Dollar. Dreimal darf man raten, was stattdessen hier inhaliert wird. Drogenkonsum ist übrigens verboten und wird hart bestraft. Besonders bei Touristen. Fast weiß sind die Strände hier und treffen auf türkises Wasser, das den Sand umspült. Es ist herrlich, zu genießen und die Gedanken zu Schrift zu bringen. Apropos: die Amtssprache in Jamaika ist „Queen English“, das wird auch in den Schulen unterrichtet. Das, was auf der Straße gesprochen wird, ist ein eigener Dialekt, Patwa, der sich während der Sklaverei entwickelt hat, damit sich alle miteinander verständigen konnten. Dieser besteht nur aus einzelnen Worten, ohne Grammatik oder Zeiten. Lustigerweise setzt sich dieSprache aus afrikanischen, spanischen, englischen und einzelnen deutschen Wörtern zusammen. Alles und jeder hat einen Spitznamen. Nicht mal ausländische Einwanderer, die mehr als zehn Jahre hier leben, verstehen diesen Dialekt. Mit unserem guten alten Schulenglisch kommt man allerdings hier gut über die Runden.

Apropos „sun of Jamaica“: die ist gerade flüssig geworden und die Schreibstube beendet ihr Vergnügen, denn so weit, sich über den Regen zu freuen, ist sie leider noch nicht.

Notiz an mich selber: wenn Gott tatsächlich unter uns ist, dann lebt er sicher hier in Jamaika. Als Rastafari, Yahmon!

Saona/ Dominikanische Republik

Es heisst, die Insel SAONA sei die schönste Insel der Karibik. Nun, das könnte stimmen, denn ich war da und hab es gesehen. Ein Traum von einem Fleckchen Erde. Helltürkis das Wasser, weiß der Sand auf der Insel, bestückt mit Palmenhainen. Man landet über dem Wasserweg in Santo Domingo und fährt von dort nach Bayahibe. Dort angekommen, kann man sich in ein Speedboot setzen und sich auf die Insel bringen lassen. Das facelift ist dabei gratis inkludiert, die neue Frisur ebenso. Schon bei der Überfahrt sieht man, dass man es ins Paradies geschafft hat und das bei lebendigem Leibe. Die Fahrt stoppt in einem kleinen Fischerdorf, das von zwei Brüdern in den 80ern gegründet wurde. Größte Errungenschaft: der Strom auf der Insel. Und dieSchildkrötenfarm. Ein Fischer und seine Familie kümmern sich um abgelegte Eier, sammelnsie ein und brüten sie aus. Dadurch konnte die Zahl der Schildis von 15 auf 75 lebende Tieregesteigert werden. Die Einnahmen auf der Insel werden für die Pflege verwendet und so kanndas Projekt am Leben erhalten bleiben. Eine tolle Sache!Danach geht es weiter mit dem Speedboot zum Sonnen- und Wasserbaden auf der Insel. Ein Spiel aus Licht und Schatten, das da vor deinen Augen passiert und du bist kurz am überlegen, ob du jemals etwas Vergleichbares gesehen hast. Das Wasser lädt zum Verweilen ein, weil es so warm ist und öffnet seine Tiefe und Weite mit seiner Klarheit für dich. Schade, dass man diese Momente nicht einfrieren und mitnehmen kann. Nach ausgiebigem Planschen geht es weiter zu einer der Insel vorgelagerten Sandbank, die wie für eine Rast gemacht scheint. Die Wassertiefe beträgt ca. 50 cm und so mancher, der das beim Sprung hinein nicht bedacht hat, hat sich schon verletzt. Eisgekühlte Getränke werden in einer schwimmenden Bar serviert um die Besucher noch mehr zu erfreuen. Wenn alle Mann und Frau an Bord sind, geht es zurück nach Bayahibe, von wo aus man sich wieder auf den Heimweg macht. Mit Heim ist das Schiff gemeint, das dich nun zum nächsten Hafen bringt. Dankbar erinnert man sich abends bei einem kühlen Schlummertrunk an die wunderbaren Erlebnisse und Eindrücke, die man erleben durfte und freut sich auf das, was noch kommt, denn die Reise führt dich noch an weitere Kleinode unserer schönen Welt!

Notiz: die größte Sehenswürdigkeit ist die Welt. Sieh sie dir an!

St Maarten

Der letzte Anlaufhafen unserer Seefahrt in der Karibik ist Philipsburg auf der Insel St. Maarten. Bekannt geworden ist „the beautiful island“ durch den legendären Flughafenstrand Maho Beach,wo die Flugzeuge so knapp im Landeanflug sind, dass man meint, nur seine Hand ausstrecken zu müssen um sie berühren zu können. Ganz so nah sind sie dann doch nicht, die Warnungen der Reiseführer werden dennoch sehr häufig wiederholt und man rechnet vorerst mit dem Schlimmsten. Doch man ist völlig in Sicherheit wenn man sich korrekt verhält. Die Insel teilt sich in einen französischen und einen niederländischen Teil. Jeder Bereich hat jeweils eine eigene Polizeistation, Feuerwache, einen eigenen Supermarkt, seperates Nachtleben. Casinos gibts nur auf der niederländischen Seite. St. Maarten besticht durch kleine, enge Gässchen und Bauten im Kolonialstil. Der letzte Hurrican im September 2017 hat seine Handschrift tief in der Insel hinterlassen. Überall sieht man Baumleichen, abgerissene Blechdächer und an Land getriebene Boote. Die Vegetation zeigt, dass es seit vielen Monaten nicht mehr geregnet hat. Gerade heute hat derHimmel seine Schleusen geöffnet und das kostbare Nass geschickt. Das Wetter in der Karibik ist sprunghaft und rücksichtslos, doch bietet es für alle Besucher und deren Vorhaben etwas. Nach etwa 30 Minuten löst der Sonnenschein den Regen wieder ab und bietet einen grandiosenTag, den es auszukosten lohnt. Die Erkundungsfahrt bringt dich weiter zu einem naturbelassenen Strand, an dem dir das türkise Wasser scheinbar zuruft, doch in es einzutauchen. Da die Wellen aber recht hoch ausschlagen, lässt du das besser sein und genießt die wunderbaren Momente vom Strand aus. Außerdem gibt es hier endlich kostenloses WLAN, um zuhause mal wieder ein Lebenszeichen zu hinterlassen. Vielleicht vermisst dich ja sogar schon jemand nach einer Woche Inselhopping. St Maarten hält noch eine wunderbare Überraschung für dich bereit: abends geht es mit einem großen Katamaran hinaus aufs Meer, wo du bei Reggae Musik und Rum Punsch in der einen und der Reeling in der anderen Hand in den Sonnenuntergang schipperst. Der Himmel meint es gut mit seinen Beobachtern und zeigt ihnen ein abendliches Farbenspiel in rot, gelb und orange. Ein ergriffenes Raunen geht durch die Bootsreihen. Ich vermute, es raunt sich mit Alkohol in den Venen noch leichter, die Emotionen dürfen in diesem Zustand ihr Gesicht zeigen. Wie auch immer, dem Bootsmann gefällt sein emotionsschwangeres Publikum und er zeigt beim Tanz mit dem Wind, was er und sein Riesensegel können. 1,5 Stunden und einige Rum Punsch später fährt man zurück in den Hafen, wo man an das heimatliche Schiff übergeben wird. Apropos: manch einer übergibt auch die Rum Punsch wieder. Zurück an Bord machst du dich für die nächste Party bereit: die white Night. DAS Highlight der Kreuzfahrt, denn heute hast du die Möglichkeit, dein weißes Outfit auszuführen. Und das tun ganz viele, deshalb hat es der Kapitän an diesem Abend schwer, zwischen all den weißgekleideten Herren in seiner Funktion erkannt zu werden. Dem geschulten Auge fällt er aber dennoch auf, denn mit ihm können sich die Passagiere fotografieren lassen. Man glaubt ja nicht, wieviele das Angebot nutzen. Besonders Frauen. Groupies auf hoher See! Der aufregende Tag mit all seinen Eindrücken hat Spuren hinterlassen, für zwei Partys an einemTag bist du eh alt genug, musst dir und auch sonst keinem etwas beweisen und hörst deshalb auf die Rufe, die aus deiner Kabine tönen, es dir doch in ihr gemütlich zu machen. Die Rückfahrt nimmt dir zusätzlich eine Stunde und so trabst du mit vielen Gedanken und Erinnerungen in dein schwimmendes Schlafgemach, dankbar für jedes einzelne Erlebnis. Bevor du in den Schlaf fällst, denkst du daran, dass du heute für die nächsten sechs Tage das letzte Mal festen Boden unter den Füßen hattest und du im Grunde noch gar keine Ahnung davon hast, was das eigentlich bedeutet….

Tage mit Meerwert

Von Land zu Land zu schippern beinhaltet auch, dass man sich dazwischen einmal durchgehend auf dem Meer bewegt. Wie schon erwähnt, ist das ohne lästige Reisekrankheitssymptome kein Problem, sondern durchaus entspannend. Kein frühes Aufstehen wegen geplanter Landflucht, keiner sucht hektisch nach beschilderten Hinweisen für Ausgänge. Die Restaurants, Shops, Cafes und Bespaßungen öffnen später ihre Türen und sich einfach mal auf einer Sonnendeckliege häuslich einrichten, hat auch was. Dazwischen lauscht man den Durchsagen der Schiffscrew, die ihr Rahmenprogramm für den Tag anpreisen. In Wirklichkeit gibt es nichts was nicht angeboten wird. Eine Lesung hier, eine Malstunde dort. Tanzkurse für Anfänger und Fortgeschrittene, Kettenfädeln für Erwachsene, Schnitzeljagd für Kinder, Aquagymnastik, TRX-Yoga, Faszientraining, Muskelrelaxion, Töpfern, Eisschnitzen, Gin- und Pralinenverkostung, Bridge oder ganz gewöhnliches Lesen in der Thalialounge, es ist für jeden was dabei. Ein Punkt könnte noch sein: Passagier 23: sich verstecken und garantiert nie mehr gefunden werden. Unfassbar, wie riesig dieses Schiff ist, man könnte sich den gesamten Urlaub aus dem Weg gehen, die Garantie für pure Harmonie im Urlaub. Die Scheidungsrate könnte rapide abnehmen dadurch. Aber Scherz beiseite, selbst wenn man bei all diesen Angeboten nichts passendes findet, die Bars sind immer für dich da. Ich habe Menschen beobachtet, die von morgens bis abends an einem Tresen stehen und trinken, weil ja alles inklusive ist. Die anderen sitzen nur in den Restaurants und kosten sich durch die wirklich feine Küche. Kein Wunder also, dass nach so einer Reise die Frühlingsrolle den Winterspeck ablöst. Dann gibt es wieder die ganz andere Spezies Mensch, nämlich die Sportfanatiker. Bereits um fünf Uhr früh laufen die ersten auf dem Sportdeck ihre Runden. Kein Scherz! Um acht brüllt der Drillconstructor seine harten Befehle in den Pool, völlig egal, dass das Publikum durchschnittlich 60 Jahre alt ist. Der Sesselkran am Poolrand steht da nicht ohneGrund. Immer wieder werden abendliche Theateraufführungen an Deck geprobt, der Fluch der Karibik bekommt hier eine völlig neue Bedeutung. Schön ist das Schiffsleben, man kann das Beste aus allem herausholen und einfach genießen! Und während du die Fahrt deines Lebens machst, näherst du dich deinem nächsten Ziel, ganz entspannt und ohne dein Zutun. Dann erlebst du neue Länder, Leute und Gebräuche und freust dich über festen Boden unter deinen Füßen.

Notiz an mich selber: Reisen kostet zwar Geld, macht aber unendlich reich!

Tage mit Meerwert

Wenn man bereits einige Tage auf dem Wasser „lebt“, verlieren sich Zeit und Raum. Nicht nur, dass durch den Wellengang wirklich der Raum häufig instabil scheint, wenn auf der Kabine nicht täglich das Tagesprogramm drapiert wäre, wüsste man nicht mehr, welcher Tag heute ist. Abervielleicht ist man erst wirklich im Urlaub, wenn das eingetreten ist. Was man auch beobachtet nach Tagen auf See ist, dass die Morgenläufe rapide abgenommen haben. Kaum einer, der bei Tagesanbruch noch läuft oder walkt. Merkwürdig, denn die Temperaturen sind hier auf dem Atlantik um ca. zehn Grad kühler geworden als in der Karibik. Vielleicht liegt es an den abendlichen Veranstaltungen und den Besuchen in der Abtanzbar? Man weiß es nicht, doch ich könnte mir vorstellen, dass man nichtsahnend, nach dem Abendessen noch auf einen Schlummertrunk zur Poolparty wandert, und erst frühmorgens in seine Kabine zurück kehrt. Dass man dann den Morning Run auslässt, erscheint mir nachvollziehbar. Hier an Bord geht man auf Nummer Sicher und wappnet sich für (fast) alle Eventualitäten, das erkennt man unter anderem auch an den überall angebrachten Kotztüten. Vermutlich gab es schon das eine oder andere Malheur mit den Mageninhalten der Passagiere oder auch der Crew? Wie auch immer, egal wann die Emesis einsetzt, ein Beutel voll Sicherheit hängt bereit.

Erinnerung: Kotzen ist eine Entscheidung aus dem Bauch heraus!

Madeira/Funchal

Nach sechs herrlich sonnigen Seetagen ist am Ende des Wassertunnels endlich wieder Land inSicht! Madeira, die Fenchelinsel. Üppig grünes Eiland mit mediterranem Klima. Heimat für ca. 300.000 Menschen, sowie Wale, Delphine und Wasserschildkröten. Die Vegetation ist reich an verschiedensten Pflanzen: von der Kiwi bis zu Maracujas, Aloe Vera, Papageien- und Trompetenblume, bis hin zu Hortensie, Farn, Bananen-Passionsblume und Lorbeer. Über 1000 Pflanzenarten bringt die zwischen Europa und Amerika liegende Blumeninsel zum Vorschein. Wenn man vor Anker liegt und auf die Insel blickt, gewinnt man den Eindruck, hoch oben in den Regenwald zu schauen. Der höchste Punkt liegt bei fast 2000 Meter, in Nebel gehüllt. Schroffe Felsen und malerische Dörfer finden hier in einen romantischen Einklang, dutzende Optic-Places laden zum Verweilen und Fotografieren ein. Die tropischen Pflanzen und frühlingshaften Temperaturen lassen den Alltag schnell vergessen. Kilometerlange Wanderwege ermöglichen fleißigen Gehern stundenlange Ausläufe. Wer nach Madeira reist, tut das vermutlich nicht wegen der Badestrände. Wenn man jedoch ein wenig genauer schaut, wird man im Norden bei Porta da Cruz eine wundervolle Bucht inklusive schwarzem Sandstrand entdecken. Doch nicht nur das Land bietet gigantische Aussichten, auch die Wasserwelt hält, was sie verspricht. Ich habe nie zuvor einen fliegenden Fisch in natura gesehen, doch hier wurde ich Zeugin dieser gigantischen tierischen Leistung. Die Wahrscheinlichkeit, einen Wal zu beobachten,ist da schon weitaus geringer, leider blieb uns dieses Spektakel tatsächlich vorenthalten, doch die Delphingruppen vor der Insel haben die kleine Enttäuschung wieder wettgemacht. Still gleiten diese Meeressäugetiere neben dem Expeditionsboot und zeigen, wie großartig GottesGeschöpfe sind. Die größten unter den Exemplaren können bis zu 400 kg wiegen und sind sehr massiv gebaut, da sie quer durch den Atlantik schwimmen und nicht an einem fixen Ort leben. Die Tümmler sind etwas kleiner und bleiben vorwiegend vor der Insel mit ihrer Gruppe. Sogar eine Wasserschildkröte kreuzte unseren Wasserweg und entlockte uns einige Ahs und Ohs!Der wohl berühmteste Export Funchals ist Fußballprofi Christiano Ronaldo, eine lebensgroße Statue ziert den Eingang des eigens für ihn gestalteten Museums am Hafen. Wenn die Sonne scheint, erstrahlt die gesamte Stadt, während über den Bergen schwarze Wolken hängen. Durch den Atlantikeinfluss kann sich das Wetter minutiös ändern: während es imNorden(Funchal) regnet, kann im Osten (Canico de Baixo) die Sonne scheinen. Apropos Funchal: hier gibt es eine lange, wunderschöne Promenade, die zum Flanieren lädt und einen hippen Hafen mit vielen Yachten und Restaurants. Ich erinnere mich gut daran, dass ich immer einmal nach Madeira reisen wollte, weil Kaiserin Sissi hier Urlaub gemacht hat und ihren Husten ausheilen konnte aufgrund des guten Klima. Ein Denkmal hier in Funchal erinnert an ihre letztendlich zwei Jahre dauernde Kurreise. Als bekennender Sissi-Filme-Fan sollte man der Insel deshalb einmal einen Besuch abstatten, es lohnt sich! Doch irgendwann ertönen auch hier die Schiffshörner und erinnern ans Weiterfahren. Um 17:30 Uhr heißt es: „Alle Mann an Bord“ und wir schippern dem nächsten, spannenden Ort entgegen!

Notiz an mich selber: wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken!

Gibraltar

England im Warmen, gibts das? Ja, das ist möglich, nämlich in Gibraltar. Die Insel gehört zum englischen Königsreich, ein Marsch über die Flugzeuglandebahn, die übrigens nur durch ein Stoppschild für Autos geregelt ist, bringt dich nach Spanien. Die liebliche Altinnenstadt ist gekennzeichnet durch viele Pubs und Cafés, überall wird Fish&Chips angeboten. Zahlreiche Souveniershops preisen ihre Waren an. Da wir gerade zu Ostern vorort waren, herrschte reges Treiben auf dem Eiland. Die Kathedrale und Kirchen gerammelt voll mit gläubligen Christen. Ein Wahrzeichen ist die Festung am Upper Rock, auf dem mittlerweile an die 500 Berberäffchen frei leben. Wer sein Hab und Gut nicht sichert, könnte es an die diebischen Gesellen verlieren. Übrigens der einzige Ort in Europa an dem sich die Tiere in Freiheit vermehren dürfen. Bei guter Wetterlage hat man von dort aus gute Sicht nach Marokko, da es nur ca. 28 km entfernt ist. Mit einer Seilbahn ist der Berg leicht zu erreichen, aber auch per pedes ist dies über einen Fußpfad möglich. Natürliche Höhlen im Felsen von Gibraltar gelten als die letzten Rückzugsgebiete der Neandertaler in Europa. Gesicherte Spuren weisen auf eine Besiedlung der Gorham-Höhle noch vor etwa 28.000 Jahren hin. So manch gesichteter Zeitgenosse erinnert daran. Die Straße von Gibraltar, die das Mittelmeer mit dem Atlantik verbindet, ist für das Militär von großer Bedeutung. Das Vereinigte Königreich unterhält in Gibraltar einen Flottenstützpunkt. Seit langem kommt es zu Spannungen zwischen dem Vereinigten Königreich und Spanien, weil Spanien die Hoheit über Gibraltar wiedererlangen möchte.Gibraltar ist eine sehr geschichtsträchtige Insel, die historisch interessierten Menschen viel zu bieten hat. Wer darin nicht so seine Erfüllung findet, der wird sicher in den netten Läden für gekauftes Glück fündig. Die Kette „Mark and Spencer“ öffnete trotz Feiertag seine Pforten und ließ sich dankbar auf Tauschgeschäfte ein. Auch die gemütlichen Cafés erfreuen dich mit leckerem Creme-Cafe für wenig Geld. Die Währung ist bevorzugterweise der Gibraltar-Pfund, doch natürlich wird auch der Euro gern angenommen. Das Schiff musste jedoch auch an diesem Tag seinen Zeitplan einhalten, und so endete dieser interessante Ausflug auf ein für mich noch unbekanntes Eiland mit den Worten: „Alle Mann an Bord“, um uns zur nächsten Station einer unvergesslichen Reise zu bringen: nach Barcelona.

Notiz an mich selbst: Heut nichts anderes gesehen als Gibraltar. AUCH SCHÖN!

Barcelona

Für mich, die Barcelona nur vom Hörensagen kannte, ist sie ab nun die Gaudí-Stadt. Der berühmte spanische Architekt und Erbauer der Sagrada Família, hat sich in derkosmopolitischen Hauptstadt der katalonischen Halbinsel Denkmäler errichtet, die weltweit bekannt und berühmt sind. Egal, ob es die riesige Kathedrale, der Park Güell oder die Gaudí-Schule ist, dieser tief gläubige Mann, hinterließ eine Menge Fußabdrücke. So gibt es auch seit seinem Tod 1926 genaue Anordnungen, WIE die Sagrada zu gestalten sei. Letztendlich soll sie irgendwann einmal 18 Türme aufweisen. Auf die Frage, wann denn die Kathedrale fertig sein solle, soll Antoni Gaudí geantwortet haben: „Mein Aufraggeber ist Gott, er hat alle Zeit der Welt“. Doch nicht nur Werke von Gaudí, sondern auch die anderer großer Künstler kann man hier besichtigen. Das Museu Picasso und die Fundació Joan Miró zeigen moderne Kunstwerke ihrer Namenspaten. Wenn der Reisepartner ein Fußballfan ist, gibt es für ihn ein absolutes Sightseeing-Muss: das Camp Nou, das riesige Stadion hier in Barcelona. Es bietet Platz für 100.000 Fußballbegeisterte,oder eben normale Menschen, auch ein Eislaufplatz befindet sich darin. Nicht nur FC Barcelona Fans werden hier auf ihre Kosten kommen. In großen Metropolen gibt es immer auch eine menschenüberfüllte Straße. Die in Barcelona heißt „La Rambla“ und ich schwöre, ich habe noch nie so viele Leute gesehen! Wer also etwas sensibel auf Menschenansammlungen reagiert, der sollte sich den Besuch gut überlegen. Natürlich könnte es auch daran liegen, dass bei unserer Visite Valentins- und Literaturtag war und die Straßen gesperrt waren. Nichts desto trotz hat die La Rambla viel zu bieten. Abgesehen von den anbetungswürdigenWohnhäusern, gibt es unzählige markenträchtige Geschäfte, Cafés, Bars und Läden. Ein Abstecher in die malerischen Seitengassen zahlt sich auf jeden Fall aus. Das größteSchinkenhaus steht hier. Wussten Sie, dass es an die 600 Kolumbusstatuen weltweit gibt, sich die größte aber hier, zwischen Hafen und La Rambla befindet? Es wurde behauptet, dass die Hand von Kolumbus in Richtung der neuen Welt zeigen soll, doch nach Überprüfung ergibt sich, dass das nur stimmen könnte, wenn die Erde auf dem Kopf stehen würde. Die über 60 Meter hohe Statue wurde für die Weltausstellung 1881 errichtet und kann mit einem Aufzug befahren werden. Abschließend lässt sich sagen, dass Barcelona sicher einen Besuch wert ist, und besondersdurch Architektur und Kunst besticht. Die abenteuerliche und unvergessliche Transatlantikreise endet hier. FAST. Es gibt noch einenallerletzten Halt, bevor es mit dem Flugzeug heimwärts geht: Palma!

Notiz an mich selber: Spain is always a good idea!

Ich bedanke mich bei allen LeserInnen meiner persönlichen Kritzeleien für ihre Treue und die aufbauenden, motivierenden Worte und freue mich immer über jedes einzelne Kommentar in meiner Schreibstube!

Diese Reise war etwas ganz Besonderes und Eindrucksvolles für mich und auch dafür bin ich unendlich dankbar und demütig, da es nicht selbstverständlich ist, so etwas erleben zu dürfen. Wir haben diesmal besonders liebe Menschen kennen gelernt, manche davon sind gar nicht mal so weit von uns entfernt. Und die anderen laden wir einfach ein!

Mein ganz spezieller Dank gilt meinem Mann, mit dem diese Traumreisen Realität werden. Mittlerweile sind wir nicht nur alltags- sondern auch urlaubstaugliche Buddies ! 🙂

„Wer nie verreist, kann nie heimkommen“, so heißt es. Es stimmt und Heimkommen ist etwas Wunderbares. Danke, dass wir gesund gelandet sind!