Haben wir uns schon mal bewusst gemacht dass das Hamsterrad in dem wir uns befinden von innen aussieht wie eine Karriereleiter? Erschreckend oder? Oder beruhigend?

Ich für meinen Teil stecke nicht so gerne in einem Hamsterrad fest, obwohl ich es mehrheitlich schätze, weil es MEIN Hamsterrad ist in dem ich laufen gelernt habe. Doch manchmal spüre ich den Wunsch auszusteigen und an meine persönlichen Grenzen zu gehen. Wegzufahren und eine Mutprobe zu machen.
Eine dieser Mutproben ist eine Fastenwoche zu der ich mich entschlossen habe. Ich muss zugeben ich habe großen Respekt vor Fastenden weil ich meine (so denke ich) wenigen, harmlosen und ungefährlichen Laster schätze. Und Verzicht ist oft mit Schmerz verbunden. Sei es auf körperlicher oder emotionaler Ebene. Es geht immer darum, eine (liebgewonnene oder nervige) Angewohnheit hinter sich zu lassen. Und das ist (fast) nie angenehm. Also habe ich auch die Vorbereitung ernst genommen und bereits eine Woche zuvor auf Alkohol, Nikotin(ja, auch wenn man GelegenheitsraucherIn ist), Fleisch und Zucker verzichtet. Es war weniger schlimm als befürchtet.
Erkenntnis Nummer eins: alles was man braucht, trägt man in sich!
Nun geht es beim Fasten (ohne religiösen Hintergrund) nicht nur um den Entzug der Nahrung, sondern vielmehr auch um den seelischen, emotionalen und medialen Entzug von toxischen Einflüssen. Ich habe viele Menschen getroffen die gerade deswegen in die nahrungslose Auszeit gereist sind. Die es als Segen empfinden KEIN Wireless-Lan oder irgendeine Verbindung zur Außenwelt zu haben. Dieses Gefühl kann ich auch nach der zweiten Fastenselbsterfahrung leider nicht teilen. Ich empfinde es nicht als Qual ans Handy zu gehen oder Nachrichten beantworten zu müssen. Vielleicht liegt es daran dass ich weder viele Anrufe noch Nachrichten bekomme. Und wenn, dann sind sie privater und meist angenehmer Natur und darüber freue ich mich.
Erkenntnis Nummer zwei: mediales Fasten hat mein Wollen und meinen Geist noch nicht erreicht!

Nahrungstechnisch gesehen braucht der Mensch nicht viel. Doch auch die best gestaltete und vorbereitete Fastenumgebung kann dir nicht helfen, Freude und Fülle am Verzicht zu finden, wenn dein Geist nicht bereit ist, verzichten zu wollen! Das Fleisch ist willig doch der Geist ist schwach. Eine gefährliche Kombination! Doch mit dem Ziel vor Augen, neben Gewicht auch seelischen oder geistigen Ballast zu verlieren und mit gestärkter Persönlichkeit „raus zu kommen“ lohnt sich der anstrengende Weg allemal!
Erkenntnis Nummer drei: Bewegung macht frei!

Die inneren Dialoge, die man (meiner Erfahrung nach) vor allem bei den Wanderungen führen kann (wenn man nicht gerade neben oder vor einer äußerst mitteilungsbedürftigen Mitfasterin marschiert), dienen neben den örtlichen und räumlichen Voraussetzungen als beste Motivation zum Durchhalten. Die Natur ist einer der ernstzunehmendsten jedoch leider häufig übersehenen Ärzte und Psychologen. Hört man auf sie(die Natur) trifft man die besten und gesündesten Entscheidungen. Und die Reise zu diversen Kleinodien in der gewählten Fastenregion kann die Reise ins innere Ich noch positiv unterstützen denn jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt!

Die Stille stellt keine Fragen aber sie kann dir viele Antworten geben meint Ernst Ferstl.
Und wenn die Stille zu laut wird dann weisst du dass es Zeit ist, wieder ins Hamsterrad zu steigen!

Isabell Tüchler