Immer wieder Sonn-tags

SONN-tag! Der siebte Tag der Woche. Der Tag an dem die meisten (aber nicht alle) frei haben.
Wir könnten also von einem SONNENtag sprechen. Oder?
Der Sonntag ist tatächlich der Sonne gewidmet. Auch wenn diese mal nicht scheint.
Die alten Römer hatten jeden Wochentag einem Gott zugeordnet, in diesem Fall dem Sonnengott Sol.

Seit ich mich erinnern kann, hat es der Sonntag nicht in das Ranking „beliebtester Tag der Woche“ geschafft.
Auch wenn man frei hat, heißt es doch, dass anderes auch frei hat. Geschäfte zum Beispiel, oder sehr viele Lokale. Und selbst wenn man noch bis mittags die Möglichkeit hat, seinen Standort zu wechseln, ist das spätestens ab Nachmittag vorbei. Zumindest je nachdem, was man vor hat.

Egal ob als Ein- oder Zweispänner, der Sonntag fühlt sich qualitativ anders an. Was bleibt einem denn übrig, als diesen Tag „zu nutzen“? Man kann ja gar nichts anderes tun!
Man hat zwar endlich die Zeit für Ausflüge, Wandertouren, Kaffeehaus- und Heurigenbesuche, das stimmt. Und das mit Freunden, die sonst auch keine Zeit dafür haben. Aber was, wenn man das gar nicht will? Oder die anderen das nicht wollen?

Besonders Singles mögen den Sonntag auch nicht so gern hab ich erfahren. Sonntag hat irgendwie etwas mit Familie zu tun. Wenn du keine hast oder nicht so viel mit ihr zu tun haben willst, kann der Sonntag, je nach Augenaufschlagszeit, seeeehr lang sein. Denn während alle vom ausschlafen am freien Tag sprechen, lächelst du nur, weil du weißt, dass dich deine sogenannte „innere Uhr“ genauso zeitig weckt wie an allen anderen Tagen auch. Der Vorteil: du hast das Gefühl, dass es DEINE Entscheidung ist und nicht die des Weckers oder des Arbeitgebers.

Zum Glück gibt es auch Menschen, die den Sonntag ganz sicher lieben: Die Frau, die an diesem Tag ihre Küche geschlossen hält und sich mit ihrer Sippe außerhäuslich lukullisch bedienen lassen darf.
Oder der Mann, der Sonntage zuhause verbringen kann, weil er die ganze Woche unterwegs ist.
Das Liebespaar, das nur den Sonntag hat, um sich zu treffen und die wenigen Stunden gemeinsam genießen kann.
Vielleicht erleben Kinder Sonntage auch als befreiend weil sie nichts anderes erwarten von dem Tag als „nichts“…? Und weil sie ein anderes Zeitempfinden haben, noch nicht bewerten und nicht an den Tag nach dem Sonntag denken:-).
Ich mag den Sonntag einfach nicht so gern. Er hat nichts zu bieten finde ich. Er hockt nur da und starrt mich an! Ganz besonders unbeliebt macht sich der Sonntag, wenn sich selbst die Sonne vor ihm versteckt.

Ich kann alles, was man gern auf die Sonntags-to-do-Liste verschiebt, auch an den anderen Tagen machen. Aber, wie gesagt, es gibt Leute, die brauchen den Sonntag und das ist gut.

Interessanterweise gibt es eine „Happiness-Studie“ aus Deutschland, die besagt, dass vor allem Männer aus gebildeten Schichten den Sonntag nicht mögen, manch einer spricht sogar von einer Sonntagsdepression. Warum das so ist, konnte die Studie nicht erklären.
1919 führte der ungarische Psychoanalytiker Sándor Ferenczi erstmals den Begriff „Sonntagsneurose“ ein. Einige seiner Klienten litten immer sonntags unter Kopfschmerzen oder Magen-Darmstörungen, ohne sich einen Reim darauf machen zu können. 
Vielleicht liegt der Sonntagsblues an unschönen Erinnerungen in der Kindheit.

Aus kirchlicher Sicht bedeutet der erste Tag der Woche(Sonntag), einen Ruhetag und den Vormittag zur Möglichkeit der Eucharistiefeier zu haben. Der Mensch soll nach getaner Arbeitswoche ruhen und auf sein Werk stolz zurück blicken können. Leider wird heute auf diesen spirituellen, religiösen Gedanken immer weniger Wert gelegt. Der Mensch könnte sich dadurch Halt, Glaube und Orientierung erschaffen. Das ist allerdings nur meine persönliche Meinung.

Und dann ist da noch sein unmittelbarer Nachfolger, der Montag. Wenn der ein Mensch wäre, wäre er vielen wohl mehrheitlich unsympathisch.
Die Nacht, die den Montag einläutet, ist auch meist unruhig und von schlechterer Erholung und Qualität. Vielleicht liegt es am Rauswurf aus der Selbstbestimmtheit vom Wochenende? Klingt das vertraut?

Nichtsdestotrotz muss der Sonntag arbeitsfrei und Geschäfte geschlossen bleiben, das ist meine Meinung.
Wie jeder seinen Sonnentag nutzt, bleibt doch ihm überlassen. Und wer vielleicht am Samstag feiern war und irgend jemand hat ihm K.O. Tropfen in seinen 32. Drink getan, dann braucht derjenige den freien Tag zwischen Samstag und Montag sowieso zum Erholen.

Sonntagsregel: wenn du es von der Couch aus nicht erreichen kannst, brauchst du es nicht!

2 Kommentare

  1. Antje Geyer

    Oh ein interessanter Beitrag. So genau hab ich noch nie ü er den Sonntag nachgedacht…mich aber schon in der ein oder anderen Zeile wieder gefunden.

    Mein Sonnenstrahl an bewölkten Sonntagen…langer Brunch wo sich alle satt essen und ich muss nicht kochen? und jeder macht was er machen will ohne MICH…ein Traumsonntag aus der Sicht einer Mutter? danke Isi lg antje

    • Isabell_Tuechler

      Liebste Antje! Ich freu mich über dein Kommentar und kann den Muttergedanken gut nachvollziehen:-), genieße auch den heutigen Sonntag in vollen Zügen. Habt ne gute Zeit! lg

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